Nahost

Israel ruft alle Einwohner zum Verlassen von Gaza-Stadt auf

Evakuierungsaufrufe: Vor dem Hintergrund einer Offensive in Gaza-Stadt sollen sich die Bewohner in Sicherheit bringen.
Evakuierungsaufrufe: Vor dem Hintergrund einer Offensive in Gaza-Stadt sollen sich die Bewohner in Sicherheit bringen. APA / AFP / Omar Al-qattaa
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„Die Stadt Gaza bleibt ein gefährliches Kampfgebiet“, steht auf Flugblättern, die über der Stadt abgeworfen wurden. Alle Einwohner sollten sich über „Sicherheitskorridore“ Richtung Süden in Schutzunterkünfte begeben. Tags zuvor hatte die Armee erklärt, sie setze ihre „Anti-Terror-Einsätze“ in Gaza fort.

Die israelische Armee hat am Mittwoch alle Einwohner von Gaza aufgerufen, die im Norden des Gazastreifens gelegene Stadt zu verlassen. „Die Stadt Gaza bleibt ein gefährliches Kampfgebiet“, hieß es auf Flugblättern, die über der Stadt abgeworfen wurden. Alle Einwohner sollten sich über „Sicherheitskorridore“ Richtung Süden in Schutzunterkünfte begeben. Am Dienstag hatte die Armee erklärt, sie setze ihre „Anti-Terror-Einsätze“ in Gaza fort.

Bewohner berichteten von „Explosionen und zahlreichen Feuergefechten“ sowie von Hubschrauberangriffen auf südwestliche Stadtteile. Nach Angaben des bewaffneten Arms der im Gazastreifen herrschenden Palästinenserorganisation Hamas waren die Kämpfe „die heftigsten seit Monaten“.

Fluchtaufrufe sind in der Regel ein Anzeichen für bevorstehende neue israelische Militäreinsätze. Das Militär hat in den vergangenen Wochen bereits die Bewohner mehrerer Viertel der Stadt Gaza zur Flucht aufgefordert. In den betroffenen Ortsteilen, darunter Shejaiya, gibt es seitdem teils heftige Kämpfe. Der jetzige Fluchtaufruf gilt für die gesamte Stadt. Dort hatten die israelischen Truppen bereits zu Beginn des Krieges im Oktober gekämpft. Inzwischen versuchen die Kämpfer der islamistischen Hamas, sich in der von den massiven Verwüstungen am schwersten betroffenen Stadt und andernorts neu zu gruppieren.

60 Prozent der Hamas-Kämpfer „tot oder verletzt“

Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant erklärte am Mittwoch, dass 60 Prozent der Hamas-Kämpfer getötet oder verletzt worden seien. Das israelische Militär habe auch die Mehrheit der 24 Bataillone aufgerieben, über die der bewaffnete Teil der radikal-islamischen Palästinenser-Organisation zu Beginn des Krieges Anfang Oktober verfügt habe. Gallant äußerte sich in einer Rede vor der Knesset, dem israelischen Parlament.

Die von der Terrororganisation Hamas kontrolliere Gesundheitsbehörde im Gazastreifen teilte unterdessen mit, dass 38.295 Menschen bei der israelischen Militäroffensive getötet worden seien. Mindestens 88.241 Palästinenserinnen und Palästinenser seien verletzt worden. Die Opferzahlen dürften noch höher sein, da zahlreiche Menschen vermisst werden und viele Tote unter den Trümmern zerstörter Häuser begraben liegen.

Das UNO-Palästinenserhilfswerk UNRWA gab an, dass zwei Drittel der von ihm betriebenen Schulen im Gazastreifen von Angriffen getroffen worden seien. „Einige wurden ausgebombt, viele schwer beschädigt“, schrieb UNRWA-Chef Philippe Lazzarini auf der Plattform X. Allein in den vergangenen vier Tagen seien vier Schulen getroffen worden. Vor dem Krieg betrieb UNRWA, das von Israel der Unterwanderung durch Terroristen bezichtigt wird, 284 Schulen in dem abgeriegelten Küstenstreifen. Ausgelöst wurde der Krieg im Gazastreifen durch den beispiellosen Großangriff von Kämpfern der Hamas und weiterer militanter Palästinensergruppen auf Israel am 7. Oktober. Dabei waren nach israelischen Angaben 1.195 Menschen getötet und 251 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden. Als Reaktion auf den Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor.

Stellung der Hisbollah-Miliz angegriffen

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu empfing am Mittwoch den US-Sondergesandten Brett McGurk. Netanyahus Büro teilte aus diesem Anlass mit, dass der Regierungschef sich zu einem möglichen Waffenstillstandsabkommen bekannt habe, „solange die roten Linien Israels geachtet werden“.

Das israelische Militär berichtete auch von einem Angriff auf eine Stellung der Hisbollah-Miliz im Süden des Libanons. Ziel sei ein Luftabwehrsystem der Miliz in der Gegend von Yanta gewesen. Die meisten israelischen Militärangriffe in den vergangenen Wochen galten Zielen im Süden und Südosten des Libanons. Die Hisbollah ist überaus einflussreich im Libanon und mit der Hamas im Gazastreifen verbündet. Immer wieder liefert sie sich Scharmützel mit dem israelischen Militär über die Grenze zwischen dem Libanon und Israel hinweg. (APA/AFP/Reuters)

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